Abbau von Diskriminierung und Stigmatisierung
Nach wie vor ist Diskriminierung und Stigmatisierung im Gesundheitsbereich auf unterschiedlichsten Ebenen Realität. Um dem entgegenzuwirken, sollte es unter anderem ein Ziel in der Pflege sein, soziale Asymmetrien und Exklusion als Hindernis aktiv zu erkennen und abzubauen.
Aufbau von Diversity Kompetenz
Der Aufbau einer Diversity-Kompetenz ist dabei ein entscheidender Faktor. Bei dieser Kompetenz handelt es sich um eine Summe an Fähigkeiten, die einen wertschätzenden und anerkennenden Zugang zu Menschen in ihrer Vielfalt ermöglichen. Hier geht es darum, einerseits die eigene ethische und politische Haltung nicht ins Zentrum zu stellen und andererseits zu lernen, eine Vogelperspektive einzunehmen. Diese Metaebene ermöglicht es zu erkennen, wie Ungleichheitsverhältnisse, Benachteiligung, Diskriminierung und Stigma entstehen und was sie beinhalten.
Drei Arten von Stigma
Teile dieser Prozesse sind dabei durchaus leicht erkennbar. Definiert man den Begriff Stigma als die Diskrepanz zwischen Erwartungen gegenüber und der Realität einer Person, zeigen sich drei Arten von Stigma: Die körperliche Deformation ist ein Stigma, das durch sichtbare Veränderung der äußeren Erscheinung oder veränderte Funktionsfähigkeit des Körpers infolge chronischer Krankheiten entsteht. Der sogenannte Charakterfehler ist jenes Stigma, das z.B. Menschen mit psychischen Störungen oder Suchterkrankungen zugewiesen wird, da diese oft nicht den erwarteten Persönlichkeitszügen einer Gesellschaft entsprechen. Das Vorurteils-Stigma entsteht, wenn andere Menschen nicht den eigenen Vorstellungen und Werten entsprechen, das z.B. durch Herkunft, Nationalität oder Religiosität geprägt sind. Alle Arten können gleichzeitig auftreten und sich gegenseitig verstärken.
Diversitätskategorien und wichtige Soft Skills im Pflege- & Beratungsbereich
Ähnlich wie das gegenseitige Verstärken dieser drei Stigmata, können mit Reflexion auch die Wechselwirkungen zwischen den vielen unterschiedlichen Diversitätskategorien erkannt werden. Die aktive Auseinandersetzung mit solchen Lebensaspekten, wie sie z.B. mit dem Diversitätsrad visualisiert werden können ist essenziell denn auch eine Nicht-Wahrnehmung stellt eine Form von Diskriminierung dar. Dies sieht man gut am Beispiel älter werdender Menschen mit queerem Hintergrund oder mit einer HIV-Infektion. Es fehlt häufig an Wissen über das Leben dieser Menschen im Alter und über die daraus resultierenden Bedürfnisse und Notwendigkeiten. Allerdings gibt es kaum strukturelle Implementierung solcher Themen in die Ausbildung von Pflegeexpert*innen. Es ist somit dem Zufall überlassen, ob sich einzelne Pflegefachpersonen, Vortragende oder Ausbildungseinrichtungen dem Diversitätsthema adäquat widmen. Dabei sollte allgemein anerkannt werden, dass es sich bei GenderQueer- Diversity- und interkulturellen Kompetenzen eben nicht um Privat- oder Nischenthemen in der Pflege handelt. Sie sollten als wichtige „Soft Skills“ im Sinne von beruflichen Schlüsselkompetenzen aufgefasst werden. Denn sie ermöglichen in vielen Arbeitsbereichen eine Handlungsfähigkeit, mit der die Pflege sowohl individuellen als auch gesellschaftlichen Anforderungen gerecht werden und in weiterer Folge die Lebensqualität von Menschen bis ins hohe Alter fördern kann.
Dimensionen von Diversity im Gesundheits- und Pflegewesen
Adaptiert nach Diversitätsrad nach Gardenswartz & Rowe, Adaption für das Gesundheits- und Pflegewesen von der Austrian Society for Diversity