Hohe Lebenserwartung unter HIV-Therapie
Dank der medizinischen Entwicklungen hat sich HIV von einer tödlichen zu einer chronischen Infektion gewandelt. Die HIV-Therapie ermöglicht vielen Menschen mit HIV eine hohe Lebenserwartung. Bereits 2011 wurde erstmals eine Studie veröffentlicht, nach deren Berechnungen die statistische Lebenserwartung von Menschen mit HIV unter optimalen Bedingungen mit der Gesamtbevölkerung zu vergleichen sei.
Risikofaktoren für zusätzliche Erkrankungen bei HIV-Infektion
Sie zeigte jedoch auch, dass unter Beteiligung von Risikofaktoren (z. B. niedrige CD4-Zellzahl, hohe Viruslast, zusätzliche Erkrankungen oder auch Alkohol- oder Drogenabusus) die Lebenserwartung deutlich nachlässt. Der Verlust an Lebensjahren ist mittlerweile maßgeblich durch andere Faktoren zusätzlich zur HIV-Infektion bedingt, wie auch andere Studien zeigten. Der Fokus in der Gesundheitsförderung von Menschen mit HIV hat daher andere Schwerpunkte. Zwei dezidierte Schwerpunkte liegen bei kardiovaskulären und pulmologischen Themen: kurz bei Herz und Lunge. Bekannt ist, dass Herz-Kreislauf-Erkrankungen, so z. B. Herzinfarkte, mit HIV häufiger und zusätzlich teils in jüngerem Alter auftreten als in der Gesamtbevölkerung. Ursächlich ist hier unter anderem die chronische Immunaktivierung infolge der Virusvermehrung, da sie die Progression einer Atherosklerose begünstigt. Auch unzureichend behandelte Risikofaktoren wie Bluthochdruck spielen eine Rolle. Der Einfluss einiger HIV-Medikamente ist zwar in Diskussion, kann jedoch im Vergleich als vernachlässigbar eingestuft werden. Im Vordergrund steht hier ein anderer Bereich: In der HIV-positiven Bevölkerung in Österreich ist der Anteil der Raucher*innen mit knapp 50 % wesentlich höher als in der Gesamtbevölkerung mit ca. 25 %.
COPD – Risikofaktor Rauchen
In Zusammenhang mit Rauchen ist neben anderen Auswirkungen, wie diversen Krebserkrankungen, jedenfalls die COPD (Chronic Obstructive Pulmonary Disease) zu nennen. In 90 % der Fälle ist COPD auf die Folgen des Rauchens zurückzuführen. Und laut Weltgesundheitsbehörde (WHO) liegt die COPD mittlerweile in der Todesursachenstatistik an dritter Stelle. In Österreich sind bereits 25 % der über 40-Jährigen von COPD betroffen, allerdings ist ein Großteil nicht diagnostiziert und erhält keine entsprechende Therapie. In Anbetracht der Raucher*innen-Quote bei Menschen mit HIV ist nachvollziehbar, dass es in dieser Bevölkerungsgruppe wesentlich mehr Aufmerksamkeit gegenüber COPD benötigt. Der Zusammenhang zwischen dem Raucher*innen-Status und z. B. Herzinfarkten oder z. B. dem Verlust an Lebensjahren ist eindeutig nachgewiesen. In Zusammenhang mit HIV tritt dieser Zusammenhang deutlich verstärkt auf. Während die HIV-Therapie also Lebensjahre und gesundheitliche Lebensqualität generiert, können solche Punkte diese Effekte wieder zunichtemachen. Es gibt demnach noch viel zu tun.
Das Herzinfarktrisiko unterscheidet sich deutlich zwischen rauchenden und nicht rauchenden Personen sowie zwischen Raucher*innen mit oder ohne HIV
Adopted from: Rasmussen et al.; 2015