Adhärenz Fortbildung
Vorträge

Lebensqualität im Arbeitsalltag mit HIV-positiven Patient*innen

Workshop: Dr. Wilfried PEINHAUPT, DGKP Sonja WOLF-NUSSMÜLLER
Text: Mag.a Birgit Leichsenring

Der interaktive Workshop der ADHÄRENZheute-Veranstaltung 2023 visualisierte unter anderem sehr unterschiedliche Lebenswelten und Herangehensweisen in Bezug auf die Offenlegung des HIV-Status. In Kleingruppen wurden Erfahrungen zusammengetragen, mit welchen Erleichterungen und Ängsten Menschen mit HIV umgehen müssen, wenn die Frage im Raum steht, wem sie ihren Status offenlegen. Um wie im Workshop ein unvoreingenommenes Reflektieren zu ermöglichen, werden hier gesammelte Stichpunkte kommentarlos wiedergegeben.

Ich sage es keinem.

  • Bietet klaren Selbstschutz
  • Bietet Fremdschutz bzw. führt nicht zu einer Belastung des Umfelds
  • Ermöglicht (zeitlich begrenzten) Raum für eigene Klärung des Umgangs mit der Diagnose
  • Schützt vor Ausgrenzung und Diskriminierung
  • Führt zu Verdrängung und Verleugnung der Diagnose
  • Führt zu selbstzerstörerischen Zügen durch innere Abspaltung
  • Schränkt durch strikte Grenzen zum Umfeld den Handlungsspielraum ein
  • Führt zu Isolation

Ich sage es nur 1 Person.

  • Bietet gut geschützte Privatsphäre mit Vertrauensperson
  • Kann als Versuchsballon funktionieren, um es später weiteren Menschen zu sagen
  • Schützt vor Ausschluss aus dem eigenen Umfeld, der Familie, Community
  • Benötigt schwierige Abwägung, wer die Vertrauensperson ist
  • Führt zu Angst vor Vertrauensmissbrauch
  • Benötigt Auswahl des Zeitpunktes
  • Kann die Beziehung zur Vertrauensperson belasten
  • Unfreiwilliges Outing (z. B. in Pflegesituationen) ist nicht im Konzept enthalten

Ich sage es mehreren Menschen.

  • Ermöglicht Integration der Infektion ins Leben
  • Verringert Angst von unfreiwilligem Outing
  • Erfordert weniger Vermeidungsstrategien im Umgang mit mehr Menschen
  • Ermöglicht mehr Handlungsspielraum durch mehrere Vertrauenspersonen
  • Erfordert durchgehende Aufmerksamkeit, wer informiert ist
  • Führt zu Angst vor Diskriminierung, trotz einiger Vertrauenspersonen
  • Je mehr Personen informiert sind, desto höher ist das Risiko, Beziehungen zu belasten
  • Die Auswahl der Vertrauenspersonen kann andere Personen im Umfeld kränken

Ich sage es allen.

  • Bietet Entlastung und Abbau von Druck
  • Ermöglicht das Gefühl, anderen den Wind aus den Segeln zu nehmen
  • Bietet die Sicherheit, nicht mit einer Lüge leben zu müssen
  • Ermöglicht Vorbildfunktion für andere Menschen mit HIV
  • Führt zu Kontrollverlust über persönliche Information
  • Führt zu Sorge vor Auswirkungen und Diskriminierung
  • Kann das Umfeld überfordern
  • Führt zu potenziellen Nachteilen für Angehörige oder das direkte Umfeld