Diabetes
Ähnlich wie bei HIV hat sich Diabetes dank des medizinischen Fortschritts in eine gut behandelbare chronische Erkrankung gewandelt. Allerdings könnte er teils vermieden werden, erhielten sowohl Vorstufen als auch Präventionsmaßnahmen mehr Beachtung. Denn auch mit steigendem Lebensalter ist man der Erkrankung und ihrer Folgen nicht hilflos ausgeliefert.
Vorstufe für Diabetes – Insulinresistenz
Vorstufe für Diabetes ist eine Insulinresistenz, also eine verminderte Zellreaktion auf das Hormon Insulin. Einfache Hinweise für eine Insulinresistenz sind Bauchumfang, Triglyceride und der HDL-Cholesterinwert. Die Ursachen und Auswirkungen hingegen sind äußerst vielfältig.
Mögliche Ursachen für eine Insulinresistenz
Zu den Ursachen für eine Insulinresistenz zählen z.B. Bewegungsmangel, fettreiche Ernährung, Rauchen, Übergewicht oder manche Stoffwechselerkrankungen. Zu möglichen Konsequenzen zählen neben Diabetes z.B. gestörte Blutfettwerte, Bluthochdruck, Arterienverkalkung oder eine Fettleber. In weiterer Folge können solche Faktoren z.B. zu einem Schlaganfall oder Herzinfarkt führen. Bedenkt man, dass diese zu den häufigsten Todesursachen in Österreich zählen, liegt auf der Hand, dass eine Insulinresistenz nicht unbeachtet bleiben darf.
Risikofaktor Rauchen & erhöhtes Diabetes-Risiko
Eine Schnittstelle mit HIV ist hier sicherlich das Rauchen. Einerseits gilt Rauchen als einer der Hauptrisikofaktoren für Diabetes. Andererseits ist bekannt, dass in der Bevölkerung mit HIV deutlich mehr Menschen rauchen als in der Gesamtbevölkerung. Studien zeigen, dass fast jede 2. Person mit HIV raucht. Dieser Faktor hat Einfluss darauf, dass bei Menschen mit HIV das Diabetesrisiko statistisch erhöht ist. Auch wenn ein Rauchstopp äußerst schwierig ist, können Gesundheitsanbieter*innen gut unterstützen. In einer Umfrage unter Raucher*innen mit HIV gaben 56% an, sich eindeutig einen Stopp zu wünschen. Das Potenzial zu Interventionen ist also gegeben, bleibt aber oft ungenutzt.
Dyslipidämie – Verschiebung der Cholesterinwerte
Ähnlich verhält es sich mit der Dyslipidämie, also der Verschiebung der Cholesterinwerte. Eine Studie in Wiener HIV-Schwerpunktordinationen zeigte es auf: Von den über 520 Teilnehmenden hatten 2% einen Diabetes, wobei allerdings bei 1,2% die Diagnose gar nicht bekannt war. 68% wiesen eine Dyslipidämie auf, jedoch erhielten nur 12,5% eine dementsprechende Medikation. In diesem Zusammenhang spielt nicht nur das Verschreibungsverhalten der Ärzt*innen eine Rolle. Alle beratenden Berufsbilder können unterstützen, das Therapieziel nachhaltig zu erreichen (Abb.).
Risikofaktoren und unterstützende Fragen in der Beratung
Insgesamt können viele Faktoren das Risiko einer Insulinresistenz und damit von Diabetes beeinflussen. Es ist wichtig, immer wieder darauf hinzuweisen. Z.B. zeigen kurze Rauch-Interventionen von 3-5 Minuten bereits Erfolg. Auch andere Fragen können unterstützen, z.B.: „Vertragen Sie die Medikamente gut? Wie schmeckt Ihnen das gesündere Essen? Wie viele Schritte gehen Sie pro Tag?“
Mit heutigem Wissenstand und den verfügbaren Möglichkeiten können enorme Erfolge erreicht werden, sowohl bei HIV als auch bei Diabetes. Es lohnt sich alle Optionen zu nutzen, damit Patient*innen bis ins hohe Lebensalter davon profitieren.
Die Verschreibung ist nicht alleinig ausschlaggebend für den Therapieerfolg. Motivation für eine gute Adhärenz und damit ein langfristiges Erreichen des Therapieziels kann auf vielen Ebenen erfolgen.
Adaptiert nach Brath H.; 2024